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Walbecker Spargel

Durch die besondere geographische Lage des Dorfes gedeiht der weiße Spargel sehr gut. Walbeck liegt auf der oberen Mittelterrasse der linksrheinischen Landschaft. Die vor Jahrmillionen angeschwemmte Maas-Niers-Düne mit Sand, Lehm und Lös schufen ideale Vorraussetzungen für den Spargelanbau. Nachdem Major Dr. Klein- Walbeck als erster mit dem Spargelanbau anfing, folgten ihm bald viele Walbecker und gründeten im Jahr 1929 die Walbecker Spargelbau-Genossenschaft, der ersten und bis heute einzigen ihrer Art in Deutschland. Aus dem damals unscheinbaren und abgelegenen Heidedorf wurde ein uriges, gemütliches und liebenswertes Spargeldorf, dessen Name immer bekannter wurde und sich zum Mekka der Spargelgenießer entwickelte.

Geschichte
Eine „Schmeichelei des Gaumens“ nannte der alte Römer Cato den Spargel, sein Kollege Plinius fand, er sei die „zuträglichste Speise für den Magen“, und der deutsche Botaniker Bock lobte die weißen Stangen im Jahre 1551 über den grünen Klee als „eine liebliche Speise für Leckermäuler“. Zu dieser Zeit wurde der Spargel bereits seit 4.000 Jahren kultiviert. Die Ägypter ließen sich den Spargel bereits in der Pharaonenzeit schmecken, die Boötier flochten sogar Brautkränze daraus. Kaiser und Könige ließen den Spargel in „Lustgärten“ und Heilpflanzbeeten anbauen. Die Griechen zogen ihn als Arzneimittel. Auch in Deutschland, wo der Spargel noch bis ins 16. Jahrhundert wild wuchs, nahm sich ein Arzt der Sache an. Johann Casimir, Leibarzt des Pfalzgrafen von Rhein, erntete im Jahr 1567 die ersten gezähmten Spargelstangen. (Hans Dieter Hartmann, Spargel, Stuttgart) Heute noch gilt der Spargel nicht nur als königliche Feinschmeckerei, sondern als Allheil- und Schönheitsmittel beim „Frühjahrsputz“. Asparagin heißt der Wirkstoff, eine Säure im Spargel, die den Organismus entschlackt.

Züchtung
Züchter haben immer wieder versucht, durch Kreuzungen und Selektion bessere Spargelsorten heranzuziehen. Durch diese sollen z.B. feste Köpfe, gerade und nicht zu dünne Stangen, frühes Austreiben und vor allem ein guter Geschmack erreicht werden. Einer der wichtigsten Spargelzüchter war der, 1889 geborene, Diplomlandwirt August Huchel. In den 1920ern studierte er an den Universitäten Halle, Königsberg und Berlin Landwirtschaft. Im Jahr 1927 ließ er sich in Osterburg / Altmark als Spargelzüchter nieder und gründete die Deutsche Spargelzucht-Gesellschaft Osterburg“. Drei Jahrzehnte arbeitete August Huchel an dem Problem den Spargelbau rentabler zu machen. Sein Lebenswerk wurde allerdings durch den Einfall russischer Panzer, die über seine Spargelkulturen fuhren, zerstört. So floh er 1953 aus der ehemaligen DDR. Über Kontakte westdeutscher Fachleute fand er in der Gemüseabteilung der Landwirtschaftskammer Rheinland Bedingungen vor, seine Arbeit fortzusetzen. Er zog nach Walbeck und gründete die „Deutsche Spargelzuchtstation Walbeck.“ Nun konnte er schließlich sein Ergebnis der Fachwelt präsentieren und seine Spargelpflanze wurde unter dem Namen „Huchels Hochzucht“ bekannt. Seine Züchtungserfolge führten später zu der warenrechtlich geschützten Spargelsorte „Huchels Leistungsauslese“. Seitdem ist die Züchtung immer weiter vorangeschritten. Moderne Züchtungsmethoden bringen von Jahr zu Jahr neue Sorten auf den Markt. Die Hauptanforderungen sind: Hoher Ertrag, konstanter Erntezeitraum, spät einsetzende Alterung, hoher Anteil der Handelklassen, hohe Stangenqualität wie geschlossene Köpfe, gleichmäßiger Durchmesser von 16-26 mm, spät einsetzende Faserbildung und möglichst geringe Krankheitsanfälligkeit. Am wichtigsten ist jedoch der Geschmack.

Saison
Offiziell beginnt die Spargelzeit am 1. Mai, dem Maifeiertag, und endet am 24. Juni, dem Johannistag. Durch verschiedene Tricks wird der Spargelpflanze eine warme Witterung suggeriert. So ist es möglich Spargel bereits Anfang März in beheizten Treibhäusern zu ernten. In Walbeck baut allerdings nur ein Spargelbauer*in  (2002 - Hanni Leuker) in unbeheizten Treibhäusern Spargel an. Weit verbreitet ist der Anbau unter Folie, die die Wärme im Spargelwall zurückhält. Diese Antikondenz- oder Antitaufolie bewirken, dass die Folie nicht beschlägt und die Sicht auf den Spargelwall frei bleibt. Seit einigen Jahren werden Folien verwendet, die von einer Seite schwarz und von der anderen Seite weiß sind. Die eine Seite zieht die Sonnenstrahlen an und die andere reflektiert diese. So können die Spargelbauern die Ernte nachfrageorientiert steuern. Die Erntezeit lässt sich je nach Sonneneinfall um zwei bis drei Wochen vorverlegen.

Abhängigkeit von Wachstum und Geschmack
Der besondere Spargelgeschmack entwickelt sich in Abhängigkeit von Bodenqualität, Wasser und Sonneneinstrahlung bzw. Wärme. Da der unterirdische Spross (bekannt als Bleichspargel) gestochen und als Gemüse verzehrt wird, sind besonders die Wachstumsbedingungen für den Spargel von Bedeutung.

Witterung – Abhängig von der Wachstumsgeschwindigkeit und der Sorte ist die „Faserigkeit“ des Spargels. So können manche Stangen „holzig“ sein. Die Wachstumsgeschwindigkeit richtet sich wiederum nach der Temperatur. Die „Verholzung“ der Stangen tritt bei hohen Temperaturen geringer auf als bei niedrigeren Temperaturen. Bei kühler und nasser Witterung wird die Fasereinlagerung stärker. Der nur langsam wachsende Spargel bildet weniger Geschmacksstoffe aus. Dies bedeutet, dass alle Faktoren, die das Wachstum hemmen, zu einer verstärkten Faserbildung (Verholzung) führen. Bei einer Temperatur von 12 C beginnt der Spargel zu wachsen. Die ideale Außentemperatur für den geschmackvollen, süßlich schmeckenden Spargel liegt bei einer Durchschnittstemperatur von 20 C.

Lage – Für den Anbau eignen sich offene, ebene leicht nach Süden oder Südwesten geneigte Flächen. Nordlagen und halbschattige Lagen scheiden aus. Windgefährdete Lagen sind ebenso ungeeignet; auf ihnen kommt es zu Verwehungen des Bodens mit Pflanzenkrümmungen bis zum Bruch der Sommertriebe. Wälder sind nur dann von Vorteil, wenn die Bäume das Feld nach Norden hin abschirmen und die Sonneneinstrahlung nicht beeinträchtigen. Tiefe Lagen, so genannte Nebel- und Frostlöcher, sind nicht zu empfehlen. Der Boden muss frei sein von Steinen, Quäken und anderen Wurzelkräutern. Ein optimaler Grundwasserstand sind 1,5 bis 2,0 m. Die Wurzeln treiben bis zu dieser Tiefe aus.

Anbau und Ernte
Weißer Stangenspargel wird in Hamburg, Niedersachsen, im Rhein-Main-Gebiet, in der Pfalz, in Baden, in Bayern und natürlich am Niederrhein angebaut. Die Vorbereitungen für eine Neuanlage müssen mindestens 1,5 bis 2 Jahre vorher beginnen, damit einen einheitliche, gut versorgte Fläche bei der Pflanzung zur Verfügung steht.         
            
Wiederanbauproblem beim Spargel – Wegen der hohen Anforderungen, die Spargel an den Boden stellt, ist der Wunsch, ein einmal genutztes Spargelfeld, wieder für den Spargelanbau zu verwenden, mehr als verständlich. Es hat sich allerdings gezeigt, dass Spargel nicht oder nur mit starken Einschränkungen wieder auf einer Fläche angebaut werden kann, auf denen zuvor Spargel angebaut wurde. Die neue Kultur würde nur wenige Jahre stark verminderte Erträge einbringen. Selbst nach 10 bis 15 Jahren bleiben die Ernteleistungen einer wiederbebauten Fläche hinter einer Spargelanlage auf frischem Boden zurück. Das Phänomen wird Wiederanbauerkrankung des Spargels genannt. Seine Ursache war bis vor einigen Jahren nicht bekannt. Ursache sind wahrscheinlich Schimmelsporen im Boden. Feldversuche haben gezeigt, dass auf wiederbebauten Flächen die Wurzeln des angebauten Spargels auffällig stark von dem Schimmel „ Fusarium oxysporum“ befallen sind. Viele Seitenwurzeln scheinen regelrecht faulig zu sein. Die fleischigeren Wurzeln haben braune Flecken. An der Bodenoberfläche konnten keine Beeinträchtigungen festgestellt werden. Obwohl die Forschung sich intensiv bemüht, gibt es bis heute kein Verfahren zu Bekämpfung der Schimmelsporen im Boden. Auf sehr wasserdurchlässige Böden mit optimalen Wachstumsbedingungen für Spargel kann eine Wiederbepflanzung trotzdem mit starken Einschränkungen nach einigen Jahren Unterbrechung möglich sein. Bei starkem Wachstum hat der Schimmel nämlich weniger Angriffsmöglichkeiten, die Pflanzen zu beeinträchtigen. Nur Flächen, die wirklich besonders gut für den Spargelanbau geeignet sind, kommen in Betracht. Auch muss auf sehr hochwertiges, gesundes und geeignetes Pflanzenmaterial ohne Verletzungen geachtet werden.

Die Ernte
Das Ernten ist nach wie vor eine mühsame Arbeit. Eine maschinelle Ernte ist nicht möglich, denn jeder Quadratzentimeter der Spargelwälle muss von den Spargelstecherinnen und Spargelstechern überprüft werden. Risse in der glatt gestrichenen Erde verraten den Spargelstecher/innen das die Spitze einer Spargelstange ans Tageslicht will. Mit dem Zeige- und Mittelfinger wird die Spargelstange ausgegraben und mit einem langen Messer „gestochen“. Anschließend wird das Loch wieder mit Erde aufgefüllt und glatt gestrichen. Wird der Spargel zu spät entdeckt, so färbt sich dieser durch die Sonnenstrahlen violett bzw. rosa. Der Spargel kann maximal der 2. Klasse (Kategorie) angehören. Geerntet wird zweimal am Tag, einmal in den frühen Morgenstunden und ein weiteres Mal am Mittag, Nach dem 24. Juni kann sich die Pflanze erholen und das Spargelkraut steht den ganzen Sommer über auf den Äckern. Wenn sich eine Spargelkultur allerdings in seinem letzten Jahr befindet, bieten die Spargelbauern ihre Delikatesse noch weitere zwei Wochen an. Weil der Anbau, die Ernte und die Aufbereitung so arbeitsaufwendig sind, hat Qualitätsspargel seinen Preis.
Norbert Deckers, Heidelberg 2002                                                                                                              

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